[ 11goals ] - Interview mit Laura Herter (www.lauraherterstudio.com)

Hey liebe Laura,

„Football through my eyes“ - wie verbindest du unser „Lieblingsspiel“ mit deiner Arbeit / Kunst?

Zwei Herzen schlagen in meiner Brust: Kunst und Fussball. Nach meinem Kunststudium habe ich relativ schnell gemerkt, dass der Fussball in der Kunstwelt praktisch nicht vorkommt. Wieso eigentlich? Mit all seinen Geschichten, Legenden, Kulturen, Skandalen und Helden - das Potenzial ist enorm. Meine Arbeit soll neue Ebenen bzw. Perspektiven schaffen, aus denen man den Lieblingssport betrachtet. 

 

2. Welche 3 Dinge faszinieren dich am Fußball? 

  • Das gemischte Publikum. Egal woher, egal wie alt, ob arm oder reich…Im Stadion trifft Staatsoberhaupt auf Kindergartenkind - und sie reden miteinander! 
  • Das Gefühlschaos. Von purer Freude, zu Hass, Tränen, Zuversicht und Gänsehaut
  • Juniorinnen und Junioren, die bereit sind, alles für ihre Ziele zu geben 

 

3. Dein bislang schönster Fußballmoment?

Eine Reise nach Superga, Italien. Auf den Spuren des AC Turin, dessen komplette Mannschaft 1949 bei einem Flugzeugabsturz in den Tod stürzte. 

 

4. Was motiviert dich, bzw. wie motivierst du dich?

 Mich motivieren Menschen, die sich mit Leidenschaft für eine Sache einsetzen und unbeirrt ihren Weg gehen. 

 

5. Welche war die beste Entscheidung in deinem Leben?

 Eine Familie zu gründen. 

 

6. Welche Ziele verfolgst du?

 Mein Ziel ist es, Kunst anders zu denken und einem neuen Publikum zugänglich zu machen. Kunst soll nicht elitär sein. Ich wünsche mir, dass Menschen im Museum mit Wurst und Bier vor meinen Bildern sitzen und sich darüber austauschen.

 

7. Welche Fußballerin fasziniert dich?

Die Kanadierin Sydney Leroux, die im 6. Schwangerschaftsmonat noch trainierte und drei Monate nach der Geburt bereits wieder auf dem Spielfeld stand. 

 

8. Was fehlt Dir in der aktuellen Situation am meisten?

Unbeschwertheit. 

 

9. Hat der Frauenfußball mehr Anerkennung verdient? Was müsste sich ändern? (Im Vergleich zu anderen Ländern; Spanien, England, Frankreich)

 Der Frauenfussball hat natürlich mehr Anerkennung verdient. 

Was ich  besonders gravierend finde, ist die Art der Aufmerksamkeit, die Frauenfussball momentan erhält. Es wird in Medien und Werbung auf der Mitleidsschiene kommuniziert und das finde ich grundlegend falsch. Dazu kommt, dass man die Frauen mit den Männern vergleicht. In meinen Augen ein weiterer Fehler. Aussagen wie: „Frauen sind halt so langsam und spielen schlechter.“ kann ich nicht gelten lassen. Es wird seit Jahrzehnten massiv in den Männerfussball investiert, kein Wunder ist er in seiner Entwicklung weiter. Ich sehe bei uns in der Schweiz folgendes: Spielerinnen üben Vollzeit einen Beruf aus und trainieren nebenbei. Und dann vergleicht man das Niveau dieser Spielerinnen mit männlichen Profis. Die Rechnung geht einfach nicht auf. 

 

10. Wenn du eine Sache im Fußball verändern dürftest: Was wäre das?

Das kommerzielle Bild, das viele davon haben. 

Ja, Fussball hat eine ausserordentlich kommerzielle Seite - aber dahinter steckt so viel Kultur, Leidenschaft und unzählige Biografien und Geschichten, die es zu erzählen lohnt. 

 

11. Dein Leben ohne Fußball wäre…

 …unaufgeregter. 

 

Vielen Dank, Laura! Wir freuen uns auf deine nächsten Kunstwerke. Liebe Grüße in die Schweiz und bleib´ gesund. 

 

Fotografin: Avieta Claessens